von Claudia Bauer
Ich kenne es nur noch aus Erzählungen der Langzeitstudierenden und mittlerweile
Diplomierten: das Physik - Department, wie es eigentlich gedacht war. Es sollte ein
Camp in der Nähe vom grünen Garching werden, nicht zu nahe an München, weil man
ja den Reaktor hatte. Dort versammelten sich kluge Köpfe, da das Department einen
exzellenten wissenschaftlichen Ruf besaß. Es kamen Professoren wie Herr Nilles, der
sich jede Universität im gesamten deutschen Raum hat aussuchen können (und ein
uniunabhängiges Gehalt bekam, egal, wo er hingehen wollte) und der sich die TUM
ausgesucht hat. Und das sicher nicht nur wegen den vielen Grünflächen um das
Department herum. Denn hier gab es eine sehr reizvolle Arbeitsatmosphäre: man kannte
sich untereinander, es gab Aufenthaltsräume für jedes Institut, Sitzgelegenheiten
an großen Panoramafenstern, genügend Büros in durchschnittlichen Größen, alles in
allem: Man konnte sich hier, wenn auch nur beim Arbeiten, durchaus wohlfühlen.
Das kleine Sahnehäubchen war da noch der FRM, der dem Department angehört:
Physiker sind halt doch alle Spielkinder :-).
Doch in letzter Zeit hat sich das Bild in rasanter Geschwindigkeit verändert. Immer
mehr vom grünen Charakter des Camps in Garching schwindet dahin, indem man einen
nahezu größenwahnsinnigen Bau (mit großzügigem Steinplattengarten davor!!!)
für die Fakultät
Maschinenbau in die Landschaft klebt, dessen Innenhof dem Hauptbahnhof alle Ehre
machen würde. Und da die ganzen Maschinenbauer nicht mit den Öffentlichen
Verkehrsmitteln kommen müssen, hat man auch gleich einen riesigen Parkplatz
danebengebaut, auf daß kein Grashalm mehr sprieße! Damit ist schon ein kleines Stück der
Campus-Atmosphäre flöten gegangen. Ein weiterer Bau sorgt ebenfalls für
Veränderungen in der Physik: der neue Forschungsreaktor München II. Ich will
hier nicht die Diskussion ``Reaktor'' - ``nicht Reaktor'' wieder aufwärmen, aber genau dieser
könnte es sein, der in der Physik an der TU weitreichende Veränderungen erzwingt.
Anfangs hieß es in allen
Diskussionen, daß die Stellen für den FRM II neu geschaffen werden würden. Dieser ist
jedoch ein Zentralinstitut der TUM (wie z.B. die Bibliothek), an dem sich eigentlich alle,
oder zumindest die nutznießenden, Fakultäten beteiligen
sollten (bei Stellen, Fläche...). Doch entsteht langsam der Eindruck, als müßte die
Physik sowohl bei den Stellen (die aufgrund der schwierigen Staatsfinanzen anscheinend nicht
oder nur zum Teil
neugeschaffen werden) als auch bei den Flächen mehr als eigentlich geplant Federn lassen.
Damit ist eine Verbesserung der ohnehin schon angespannten Raumsituation auch in Zukunft
nicht zu erwarten.
Denn diese ist auch jetzt schon kaum erträglich. Viele der früheren offenen
Sitzgelegenheiten wurden zugemauert und in kleine Büros umgewandelt, da die Physik durch
ihren guten Ruf rasch wuchs. Das sorgt dafür, daß die Lichtzufuhr auf den Gängen
erheblich eingeschränkt wurde. Damit wandeln die TU-Physiker endgültig im Dunklen.
Momentan dürfen sich noch 2 Mitarbeiter einen Raum von 10 teilen, wer weiß,
wie lange noch...
Doch das alles findet der Dekan der Physik, Professor Petry, nicht so schlimm. Zwar macht
der Präsident der TU, Professor Herrmann, immer mehr Druck auf die Physik und erwartet
``die Verkleinerung jener Teilgebiete, die am wenigsten auf die Arbeitsmöglichkeiten im FRM II
ausgerichtet und in der Lehre am ehesten verzichtbar sind'', aber die Vielfalt der Forschung
sieht der Dekan nicht gefährdet. Auch die Vielfalt der Lehre leide sicherlich nicht, auch
wenn natürlich keine Spezialvorlesungen, die nicht von Reaktorphysikern gehalten werden
können, mehr angeboten werden. Auch bei nichtwissenschaftlichem Personal wird wohl
am falschen Ende gespart: Momentan hat das Department leider keinen Zuständigen mehr für
die Gebäudeerhaltung (dieser ist leider verstorben). Aber wenn es reinregnet, kann man
ja immer noch Regenschirme mitnehmen...
In diesem Sinne bleibt am Schluß nur noch die Frage: Kann ich als Student unter diesen
Umständen das Physik-Studium an der TU München noch weiterempfehlen ?
Claudi
SCHÖTTL, WaSti II
Tafel: Vorläufiger Termin für die Wiederholungsklausur WaSti I: Di,
15.1.97
Aus dem Publikum: ``Aber der 15.1. ist ein Mittwoch!''
Schöttl: ``Wie gesagt, der Termin ist VORLÄUFIG!''